Einstellen der Vorlauftemperatur vor Steuerung mit Smarthome

Fehlende Kommunikation zwischen Einzelraumregelung und Wärmeerzeuger

Wie in mehreren meiner Posts beschrieben, stehen wir bei der Nutzung der meisten Heizungssteuerungen vor dem massiven Problem, dass diese nicht miteinander reden. Bei den meisten Gegenständen ist dies meist nur nervig oder einfach Umständlich. Bei der Heizungssteuerung liegen allerdings sehr häufig zwei System vor, welche zwar zusammenarbeiten, aber nicht miteinander direkt kommunizieren.

Die Heizungssteuerung versucht auf der einen Seite die Zieltemperatur in einem Raum zu erreichen. Hierzu misst diese mittels einem Außenfühler die Temperatur und schickt das Wasser mit einer zu dieser Heizkurve passenden Vorlauftemperatur zu den Heizkörpern oder der Fußbodenheizung.

Links Innogy, Rechts Homemativ IP Raumthermostat zur Ermittlung von Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur, zur Steuerung der FBH oder Heizkörper (Quelle: Amazon)


Die meisten "smarten Heizungssteuerungen" von Drittanbietern hingegen laufen vollkommen autark und arbeiten nur mit der vom Heizkessel bereitgestellten Energie. Ist die Heizkurve in der Heizung daher nicht korrekt eingestellt kann es dabei zu folgenden Problemen kommen:

  1. Die Heizung stellt zuviel Energie zur Verfügung
    Als Beispiel haben wir eine Außentemperatur von -5°C und gemäß der eingestellten Heizkurve heißt dies für die Heizung, dass sie mit 55°C Vorlauftemperatur das Wasser auf seine Rundreise schicken muss, um in den Räumen eine Raumtemperatur von 23°C zu erreichen.

    Da die Heizkurve allerdings zu Steil eingestellt ist, würden diese 55°C Vorlauftemperatur auch reichen um den Raum auf 26°C zu bringen. Folglich arbeitet die smarte Einzelraumregelung dagegen an und versucht die Raumtemperatur durch Drosselung der Thermostate zu reduzieren. Da die Heizung ihre Energie nicht losgeworden ist, stellt sich der Brenner nach kurzer Zeit wieder ab, um anschließend erneut zu starten. Hier geht leider wertvolle Energie und damit auch Geld verloren.

  2. Die Solltemperatur wird nicht erreicht
    In diesem Fall verhält es es sich genau umgekehrt. Bei den -5°C Außentemperatur erhitzt die Heizung das Wasser nur auf eine Vorlauftemperatur von 40°C. Diese reichen jedoch nur dazu aus, um den Raum auf 21°C zu temperieren.

    Dieser Fall ist weniger Luxuriös und auch nicht zufriedenstellend. Allerdings geht hier keine unnötige Energie verloren und der erste Schritt zu korrekten Einstellung der Raumtemperatur ist unbewusst schon erreicht.
Aufgrund der Tatsache, dass viele Smarthome Systeme nicht mit der verbauten Heizungsanlage reden, muss zuerst ein System Optimal zum Laufen gebracht werden.

Ablauf der Justierung

Referenzraum

Im ersten Schritt sollte man sich einen Referenzraum aussuchen. Dieser Raum sollte im Idealfall der Hauptwohnraum sein. In meinem Fall war es etwas schwieriger diesen zu definieren. Insgesamt haben wir uns dann aber für die Wohnküche entschieden. In diesem Raum wird dann die Heizungssteuerung des Smarthome Systems deaktiviert oder auf einen deutlich zu hohen Wert eingestellt.

24°C kann und soll die Heizung gar nicht erreichen. So wird die Smarthome Steuerung jedoch daran gehindert in die Ermittlung der korrekten Heizkurve reinzupfuschen.


Dokumentation

Als nächstes wird eine Tabelle erstellt in welcher Dokumentiert wird, ob die Solltemperatur bei gegebener Außentemperatur erreicht wird oder nicht. Des weiteren bevorzuge ich es noch die Vorlauftemperaturen bei verschiedenen Außentemperaturen zu notieren, da dies das spätere Verstellen der Neigung erleichtert.

Die Tabelle sollte einfach zu bedienen und übersichtlich sein.



Das verändern der Heizkurve ist bei Viessmann ohne großen Aufwand möglich. Ein durchdachtes System erleichtert allerdings den Erfolg.


ViCare Heizkurve
Seit einiger Zeit lässt sich auch bei Viessmann die Heizkennlinie über das Smartphone einstellen und auch von unterwegs optimieren.


Warten

 Leider ist die Einstellung einer Heizkurve nicht innerhalb von Stunden erledigt sondern ein langfristiges Projekt. Zudem ist die Einstellung auch abhängig von der Außentemperatur und erfordert daher auch entsprechende Temperaturen. Es ist etwas einfacher in einem Übergangszeitraum (z.B. Herbst) mit der Optimierung der Heizkurve zu beginnen. So kann man sich bei einigermaßen stabilen Außentemperaturen erstmal auf die Ermittlung des korrekten Niveaus konzentrieren.

Nach Deaktivierung der Heizungssteuerung über das Smarthome Systems sollte man auch einen Tag abwarten, bis sich die Raumtemperatur im Referenzraum eingependelt hat. Danach wird ein Vergleich von Soll und Ist Temperatur im Referenzraum vorgegeben und dementsprechend das Niveau der Heizkurve angepasst.

Diese Änderung wird dann wieder dokumentiert und nach 24h erneut bewertet. Ist diese immer noch zu hoch, wird diese erneut angepasst und dieses Spiel wiederholt sich solange bis die an der Heizung eingestellte Raumtemperatur im Raum erreicht wird. Dies dauert in der Regel einige Tage und anschließend kann man auf tiefere Temperaturen warten.

Sinken nun die Temperaturen, beginnt man erneut mit einer Bewertung und Änderung der Heizkurve. Dieses mal wird dann jedoch die Neigung anstelle des Niveaus geändert. Die in der Tabelle notierten Werten helfen mir hierbei immer zu kontrollieren, ob bei einer Änderung der Steigung die Vorlauftemperatur noch zu dem bereits justierten Wert bei eine anderen Außentemperatur passt.

So ganz einheitlich klappt es aber nicht

Tja. Selbst wenn ein hydraulischer Abgleich gemacht wurde kann es sein, dass in einem oder mehreren Räumen die Zieltemperatur einfach nicht erreicht wurde. Dies ist besonders dann ärgerlich, wenn im Referenzraum die Heizkurve Perfekt passt und man diese eigentlich nicht wieder verstellen möchte. Allerdings will man ja auch in den einzelnen Räumen nicht frieren und allzu viele Alternativen gibt es nicht. Folgende Maßnahmen könnten daher getroffen werden.

  • Durchfluss im entsprechenden Raum erhöhen oder Alternativ den kalten Raum als Refenzraum nehmen und in anderen Räumen nach Finden der korrekten Heizkurze den Durchfluss reduzieren.
  • Reduzierung der Heizlast. Sprich Dämmen von Innen oder Außen, Fenster tauschen
  • Erhöhung der Heizflächen. Vielleicht ist ja noch Platz für einen Heizkörper?
Bei Veränderungen der Durchflussmenge ist es allerdings wichtig sich die vorherigen Einstellung zu notieren damit man auch wieder zurück kann, falls es nicht funktioniert!

Fehler Raumtemperaturaufschaltung und Einzelraumregelung im selben Raum

Manchmal hat die Heizung auch ein in einem Referenzraum verbautes Thermostat an welchem die Zieltemperatur eingestellt werden kann. Bei Viessmann kann man hier z.B. wählen, ob die Raumtemperaturaufschaltung aktiviert werden soll oder nicht. Ich persönlich bin ein Fan davon eine Witterungsgeführte Heizung durch eine Aufschaltung der Raumtemperatur zu unterstützen.

Sollte jetzt jedoch noch eine Einzelraumregelung in dem entsprechendem Raum sein darf diese niemals unter dem Wert des Heizungsthermostates eingestellt sein. Ansonsten kann es im schlimmsten Fall passieren, dass Heizung und Einzelraumregelung gegeneinander arbeiten.

Fazit

Das Einstellen der Heizungskennlinie ist eine zeitlich aufwändige Maßnahme. Aber der Arbeitsaufwand hält sich in Grenzen und der Erfolg macht sich im nachhinein bezahlt. Sowohl Finanziell als auch im Wohnkomfort.

Update vom 02.11.2021
Dieser Beitrag wurde am 02.11.2021 auf aktuellen Stand gebracht.

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