Finger weg von smarten Heizkörperthermostaten

Smarte Heizkörperthermostate arbeiten gegen die Heizung

Grundsätzlich bin ich nicht gegen smarte Heizkörperthermostate, aber wer Zugang zu seinem Wärmeerzeuge hat sollte diesen auch nutzen. Hat man jedoch keinen Zugang zu seinem Wärmeerzeuger machen smarte Heizkörperthermostate wiederum Sinn und können bei der Reduzierung der Heizkosten helfen

Niedrige Vorlauftemperatur gleich schlechte Einzelraumregelung

Für einen effizienten Betrieb eines Wärmeerzeugers ist stets eine niedrige Vorlauftemperatur anzustreben. Dies ist jedoch nur möglich wenn die Temperatur in den Räumen möglichst konstant ist. Ein einigermaßen schnelles Aufheizen von Räumen ist so "leider" nicht möglich. Es ist oftmals sogar nichtmals möglich die Zieltemperatur innerhalb eines Tages wieder zu erreichen! 

Wärmebild eines Rippenheizkörpers
Fünfzig Jahre alter Rippenheizkörper und trotzdem mit niedrigen Vorlauftemperaturen nutzbar.


Rippenheizkörper und niedrige Vorlauftemperatur

Rippen- oder auch Gliederheizkörper wurden zwischen den 50ern und 80er Jahren zu abertausenden in Deutschland verbaut. Ursprunglich wurden die Heizkörper für hohe Vorlauftemperaturen von 70°C und mehr gebaut, geben ihre Wärme nur zu 30% als Strahlungswärme ab und wirbeln durch die hohe Konvektion fleißig den Staub im Raum auf. Allerdings sind die Heizkörper sehr einfach zu reinigen und, da meist keine Heizlastberechnung durchgeführt wurde und die Größe durch den zur Verfügung stehenden Platz bestimmt wurde, sehr häufig auch überdimensioniert. Gerade diese Überdimensionierung kommt einem Betreiber zu Gute wenn er seine Heizungsanlage mit einer niedrigen Vorlauftemperatur betreiben möchte. 

Wir haben z.B. ein ganzes Haus mit diesen alten Rippenheizkörpern verbaut und allen Bedenken von Facheuten zum Trotz können wir die Anlage mit einer Vorlauftemperatur von 40°C bei 0°C Außentemperatur betreiben, um eine Innentemperatur von gut 21°C zu erreichen. Zum Vergleich, ich habe bereits mehrere ähnliche Anlagen gesehen mit einer Vorlauftemperatur von 55°C bei 0°C Außentemperatur, welche in Verbindung mit einer "smarten" Fußbodenheizung betrieben wurden.

Stimmen die Rahmenbedingungen kann auch bei Rippenheizkörperen die Vorlauftemperatur abgesenkt werden.


Zwei unabhängige Steuerungen können gegeneinander arbeiten.

Die meisten smarten Thermostate arbeiten unabhängig von der eigentlichen Heizung was dazu führen kann, dass diese gegeneinander arbeiten. So kann z.B. der Wärmeerzeuger im Keller versuchen die Räume aufzuheizen wohingegen die Thermostate an den Heizkörpern diese abregeln. Dies ist in etwa vergleichbar die Geschwindigkeit beim Autofahren mit abwechselndem Vollgas, Motor AUS und kontinuierlicher angezogener Handbremse zu regeln.

Eine Lösung zur Zusammenarbeit wäre hier die Möglichkeit die Zieltemperatur an den Raumthermostaten leicht oberhalb der gewünschten Zieltemperatur einzustellen oder auf ein System des Heizungsherstellers zu setzen. Bei letzterem reden beides System zumindest miteinander und verhindern so das gegeneinander arbeiten.

ViCare Smart Climate

ViCare Smart Climate Komponenten im Einsatz
ViCare Smart Climate arbeiet mit und nicht gegen den Wärmeerzeuger. 

ViCare Smart Climate ist eine der positiven Ausnahmen da dieses System mit der Steuerung des Wärmeerzeugers arbeitet. So ist bei Einrichtung des Systems die Heizkurve auch gar nicht mehr einstell-, bzw. einsehbar. Wer also keine Lust auf eine Zeitaufwände Justierung der Heizkurve hat und eine Heizungsanlage von Viessmann besitzt kann seine Heizungsanlage so sehr einfach optimieren. Im Vergleich zur manuellen Justierung der Heizkurve ist das System jedoch deutlich kostenintensiver.

Alternative: Einzrelraumüberwachung anstelle von Einzelraumregelung

Nachdem wir unsere Einzelraumregelung von Innogy, bzw. Livisi zunächst auch im Eigenheim weiterbetrieben haben konnten wir feststellen, dass diese mit zunehmend besser eingestellter Heizkurve gar nicht mehr notwendig war. Tatsächlich erschwerte die Einzelraumregelung sogar deutlich die Justierung der Heizkurve. 

Nichtsdestotrotz waren, bzw. sind die Sensoren der Regelung Top zur Einstellung der Heizkurve und zur Optimierung des hydraulischen Abgleiches.


Homematic IP Klimasensor zur Überwachung der Raumtemperatur.


Konsequenterweise haben wir mit dem Umstieg von Innogy/Livisi auf Homematic IP keine Einzelraumregelung mehr installiert sondern nur noch einfache Klimasensoren. Mit diesen kann Lufttemteratur sowie Luftfeuchtigkeit überwacht werden und bei Bedarf die Einstellungen am Wärmeerzeuger optimiert werden.

Sind Wärmepumpen für den Altbau ungeeignet?

Ständig liest man, dass Wärmepumpen für viele Häuser nicht geeignet sein. So zum Beispiel im Artikel der FAZ vom 25.01.2022 "Der teure Wärmepumpen Hype". Insgesamt kann man den meisten Artikeln über dieses Thema entnehmen, dass die durch Wärmepumpen gelieferte Vorlauftemperatur zu niedrig zu sei und daher kostspielig mit dem elektrischen Zuheizer nachgeheizt werden müsste.

Panasonic Aquarea Wärmepumpe (Quelle Panasonic.de)

Dies stimmt jedoch nur in soweit wie man nicht bereit ist seine Heizgewohnheiten anzupassen. Daher ist auch wichtig beim Betrieb einer Wärmepumpe die Vorlauftemperatur möglichst zu senken und von größeren Nachtabsenkungen sowie einer Einzelraumregelung Abstand nehmen. Wenn man bereit ist sich auf diese Einstellung der Heizgewohnheiten einzulassen ist, sollte der Betrieb einer Wärmepumpe in den meisten Fällen möglich sein.

Mann kann aber auch um auf Nummer Sicher zu gehen und den bestehenden Wärmeerzeuger in einem ersten Schritt mit einer Wärmepumpe ergänzen. Zum einen erhöht sich dadurch Verbrauch und Lebensdauer des bestehenden Wärmeerzeugers und zum anderen hat man mit dem bestehenden Wärmeerzeuger im Rücken eine garantiert warme Wohung. So hat man dann genügend Zeit den Energieverbrauch des Hauses weiter zu optimieren und im nächsten Schritt dann komplett auf Wärmepumpe umzusteigen.

Einstellung der Förderung im Januar 2022

Mit der kurzfristigen Einstellung der KfW 55, sowie dem Aussetzen der KfW 40 Förderung durch den Wirtschaftsminister Robert Habeck im Januar 2022 nahm dieses Thema mit allen Vorurteilen wieder Fahrt auf.

Dies betrifft jedoch nicht Einzelmaßnahmen wie das Programm "Heizen mit erneuerbaren Energien" der BAFA. So kann man weiterhin eine bestehende Ölheizung gegen eine Wärmepumpe austauschen und so 45% Förderung bekommen. Leider hört sowohl für die BAFA, den Energieberater und meist auch dem Heizungsbauer die Unterstützung mit Auszahlung und Abschluss der Maßnahme auf. Wie bereits erwähnt funktioniert dies aber bei modernen Heizungsanlagen und bei Wärmepumpen erst recht nicht!

Hier gilt es sich mit seiner Anlage oder der Heizungsanlage für welche man sich interessiert auseinanderzusetzen und diese im ersten Winter ordentlich einzustellen. Dann wird man in der Regel auch mit den modernen Systemen glücklich.

Kommentar veröffentlichen

0 Kommentare

Diesen Blog durchsuchen

Close Menu